Implantologie

Implantat Info

Was ist ein Implantat

Ein Zahnimplantat ist eine in den Kiefer eingesetzte Ersatzzahnwurzel, der meist aus einer Titanlegierung, manchmal auch aus Keramik besteht. Oft wird auch der darauf befestigte Ersatzzahn als Implantat bezeichnet, eigentlich ist dies jedoch falsch. Zahnimplantate können nicht nur künstliche Zähne tragen, sondern auch als Haltestruktur oder Fixierpunkt für eine Prothese oder eine Brücke dienen.

Einsetzen von Zahnimplantaten

Bevor ein Zahnimplantat eingesetzt werden kann, muss eine gründliche Untersuchung des Kiefers erfolgen. Bei einer hartnäckigen Zahnfleischentzündung oder bei zu wenig intakter Knochensubstanz können Zahnimplantate nämlich oft nicht eingesetzt werden. Vor allem im hinteren Oberkiefergebiet ist der Knochen häufig recht schwach. Gegebenenfalls müssen die Bereiche saniert werden, bevor das Implantat eingesetzt werden kann (operiert) werden kann. Eine Knochenverstärkung wird üblicherweise z.B. durch eine Transplantation von körpereigenem Knochengewebe, einen so genannten Sinuslift („Anhebung“ von Kieferknochenarealen) oder einen Kunstknocheneinsatz vonstatten gehen. Sobald das Implantat fest ist, kann die jeweilige Zahnersatzart, also die Krone, Brücke oder Prothese, darauf fest aufgesetzt werden. Manchmal wird auch ein spezieller Steg auf mehreren Implantaten befestigt, um eine Prothese besser einsetzen zu können

Vorteile der Zahnimplantate

Ein Implantat besitzt große Vorteile z.B. gegenüber einer herausnehmbaren Prothese. Die Lebensdauer eines einzelnen Implantat-Zahnersatzes ist in der Regel sehr lang, es wird berichtet, dass nach fünf Jahren im Durchschnitt noch etwa 85 bis 90 Prozent der Kunstzahnwurzeln intakt sind. Der Biss ist erheblich stärker als mit einer Prothese. Ein weiterer Schwund des Kieferknochens ist bei einem Implantat nicht zu erwarten, und auch die natürlichen Zähne werden dadurch nicht geschädigt. Eine Prothese kann erheblich beim Sprechen stören, was bei einem Implantat nicht der Fall ist.

Allgemein

Implantatgestützte Prothese: Sicherer Halt garantiert

Kein Verrutschen, keine Druckstellen.
Ältere Menschen, die mit ihrem wackeligen Gebiss weder richtig kauen noch deutlich sprechen Können, dieses Bild gehört glücklicherweise der Vergangenheit an. Die moderne Zahnmedizin kann mit Prothesen ein belastbares und sicher sitzendes Gebiss herstellen, das von echten Zähnen kaum zu unterscheiden ist. Das Geheimnis: fest im Kiefer verankerte Implantate als Pfeiler für die Prothese.

Dass unter allen Prothesenarten der implantatgestützte Zahnersatz immer mehr Zuspruch erfährt, wundert die Experten nicht: Die Prothesen auf den künstlichen Zahnwurzeln sind eine medizinisch und ästhetische erstklassige Lösung, weiß Zahnarzt Dr. Rüdiger Butz von der Initiative proDente. Denn all die möglichen Schwierigkeiten mit herkömmlichen Prothesen sind damit Schnee von gestern.

Rutschende Prothesen beeinträchtigen die Lebensqualität

So gut eine normale herausnehmbare Prothese auch gemacht ist an jeder Versorgung nagt irgendwann der Zahn der Zeit. Sie sitzen nicht mehr hundertprozentig fest, verrutschen oder verursachen Druckstellen für den Patienten ein unangenehmes Gefühl, das viele Menschen stark verunsichert. Sie ziehen sich zurück und trauen sich in der Öffentlichkeit nicht mehr, unbeschwert zu lachen oder im Restaurant essen zu gehen. Gerade Vollprothesen, die gar nicht am Kiefer verankert werden können, sondern nur auf der Mundschleimhaut aufliegen, verursachen oft Probleme. Das Ansaugen an die Schleimhaut funktioniert nur bedingt, durch die Bewegung beim Kauen und Sprechen kann sich die Prothese lockern, erklärt Dr. Butz. Darüber hinaus fehlt Patienten mit herkömmlichen Prothesen das natürliche Gefühl beim Kauen und Beißen. Knackige Äpfel und ein saftiges Steak sind für Gebissträger eine Herausforderung.

Mit Implantaten kann nichts mehr wackeln und drücken

Der Wunsch nach absolut festem Halt der Dritten lässt sich mit Hilfe von Implantaten erfüllen. Die künstlichen Zahnwurzeln aus Titan werden in den Kieferknochen eingesetzt, mit dem sie fest verwachsen. Auf diesen Stützpfeilern kann dann die Prothese auch eine herausnehmbare Variante so befestigt werden, dass Kauleistung, Aussehen und Tragekomfort erheblich verbessert werden.

Für die implantatgestützte Teil- oder Vollprothese werden zwei bis vier künstliche Zahnwurzeln in den Kiefer eingepflanzt. Zur Befestigung der Prothese an den Implantaten gibt es unterschiedliche Systeme: Bei einer Stegkonstruktion werden die einzelnen Implantate mit einem Stegaufbau verbunden, über den die Prothese befestigt wird. Daneben gibt es das Druckknopfsystem: Auf dem Implantat sitzt ein Druckknopf, das entsprechende Gegenstück ist in der Prothese verankert, die sich damit herausnehmen und wieder sicher einsetzen lässt. Beim Magnetsystem werden in die Prothese Magnete eingearbeitet, die für Stabilität sorgen. Eine besonders elegante und aufwändige Form der implantatgestützen Prothese ist die so genannte Teleskopprothese: Dabei werden zunächst Innenkronen auf der künstlichen Wurzel fest verankert. Darüber wird dann wie bei einem Teleskopstab die äußere Prothese gestülpt, die herausnehmbar ist. Diese Prothesenart bietet einen besonders guten Halt und lässt sich ideal hygienisch reinigen .

Implantatgestützte Prothesen haben sich inzwischen bewährt und werden vor allem für ihren großen Komfort geschätzt. Sie liegen nicht auf der Mundschleimhaut auf, so dass keine Druckstellen entstehen können. Mit den auf künstlichen Zahnwurzeln befestigten Prothesen können die Patienten besser zubeißen und kauen, die Aussprache bleibt unverändert. Im Gegensatz zu herausnehmbaren Prothesen kann die implantatgestützte Variante die Rückbildung des Kieferknochens und damit eine Veränderung des Gesichtsprofils verhindern. Die im Mund verblieben eigenen Zähne bleiben bei dieser Art der Prothese unversehrt.

Materialien

Sichere Materialien für Zahnersatz – so bioverträglich ist moderner Zahnersatz

Was der Zahnarzt in den Mund bringt und dort auch bleiben soll, muss selbstverständlich gut verträglich und nicht gesundheitsschädlich sein. Doch bei den Materialien für Zahnersatz gibt es einige Unterschiede, wie Jürgen Schwichtenberg, Vizepräsident des Verbandes deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), im Interview mit proDente erläutert.

Wenn es um Zahnersatz geht, kommt man manchmal um den Einsatz von Metallen nicht herum. Wie verträglich sind die verschiedenen Metall-Legierungen im Mundraum?

Grundsätzlich sind alle von deutschen Herstellern angebotenen Materialien sicher, weil sie genormt und zertifiziert sind und außerdem das CE-Zeichen für geprüfte Sicherheit tragen. Dafür trägt das Medizinproduktegesetz Sorge. Bei den Metallen gibt es allerdings einen qualitativen Unterschied zwischen den Edel- und den Reinmetallen. Zu den Edelmetallen zählen hochgoldhaltige Legierungen, Platin- und weißgoldhaltige Legierungen. Sie lassen sich am besten verarbeiten und sind die am besten verträglichen Metalle gerade auch vom Wohlfühlaspekt betrachtet. Goldallergien sind kaum bekannt. Von diesen Werkstoffen unterscheidet man die Reinmetalle, zu denen beispielsweise Titan gehört. Titan ist optimal verträglich, allergische Reaktionen sind nicht bekannt. Allerdings können bei der Verarbeitung in seltenen Fällen technische Probleme auftreten: Wenn es beim Gießvorgang zur Porenbildung kommt, kann durch diese Poren später Speichel eindringen und Schäden verursachen. Auch wenn man auf unedle Metalle Beschichtungen und Verblendungen auftragen möchte, kann es manchmal zu Problemen kommen, da Keramik und Kunststoffe auf diesen Metallen nicht so gut haften.

A propos Keramik und Kunststoffe: Wie verhalten sich diese zahnfarbenen und daher kaum sichtbaren Materialien im Mund?

Bei Keramik gibt es überhaupt keine Probleme. Dieser Werkstoff ist von Natur aus so wenig löslich, dass kaum etwas davon in den Organismus gelangt. Keramik ist nach unserem derzeitigen Wissensstand völlig unbedenklich, und die Patienten fühlen sich mit keramischen Lösungen, die eine hohe Ästhetik bieten, wohl. Bei Kunststoffen kann es in Einzelfällen zu einem brennenden Gefühl im Mundraum und zu einer Reizung der Schleimhäute kommen. Das kann dann passieren, wenn das Mischungsverhältnis der Zutaten des Zahnersatzes, die Polymere und Monomere, bei der Herstellung nicht exakt eingehalten wurde. Dadurch entsteht ein so genanntes Rest-Monomer, das ausdünstet und zu einem unangenehmen Gefühl im Mund führt.

Welche Möglichkeiten gibt es, solchen Erscheinungen entgegenzuwirken?

Es wird permanent an neuen Mitteln geforscht, um die Therapiemöglichkeiten zu verbessern und solche Probleme auszuschließen. So hat die Industrie auf Initiative des VDZI bereits ein Mittel getestet, das aus zwei Kapseln mit den exakten Mengen Polymer und Monomer für die Herstellung einer Prothese besteht. Da sich dieses Prinzip aber leider nicht realisieren ließ, wird bereits nach einer Alternative für dieses Problem geforscht.

Woran erkennt man überhaupt, dass man auf einen im Zahnersatz verwendeten Stoff allergisch reagiert?

Da gibt es ganz unterschiedliche Symptome. Manche Patienten haben Rötungen oder Schwellungen im Mundraum, andere klagen über spröde Lippen oder Bläschen, die wie Herpes aussehen. Manchmal weisen auch gerötete Stellen auf der Gesichtshaus auf eine Unverträglichkeit hin. Auf jeden Fall sollte der Patient bekannte Allergien frühzeitig dem Zahnarzt mitteilen, damit für den nötigen Zahnersatz das geeignete bioverträgliche Material ausgewählt werden kann.

Finanzielle Regelung

Flexibilität durch Festzuschüsse

Wie für alle Arten des Zahnersatzes zahlen die Krankenkassen auch bei Prothesen ab 2005 einen bestimmten Festzuschuss, der sich nach dem Befund richtet. Die Art der Behandlung kann der Patient dann selbst wählen: Er kann sich nach der ausführ- lichen Beratung beim Zahnarzt für eine implantatgestützte Lösung entscheiden, erhält den entsprechenden Zuschuss und zahlt den verbleibenden Betrag selbst. Vor der Behandlung informiert der Zahnarzt den Patienten auch darüber, welche Kosten in seinem individuellen Fall auf ihn zukommen.

Zuschüsse

Super Suprakonstruktion ab sofort auch mit Zuschuss

Patienten profitieren von neuen Regelungen

Alle reden von den neuen Regelungen, die ab 2005 rund um den Zahnersatz gelten. So ändert sich beispielsweise die Art, wie die Krankenkassen den Zahnersatz bezuschussen. Was auf die Patienten zukommt und welche neuen Möglichkeiten sich ihnen eröffnen, erläutert Zahnarzt Dr. Karl-Heinz Sundmacher im Interview mit der Initiative proDente.

Wie war der Zuschuss der Kassen zum Zahnersatz bisher geregelt?

Die Kassen haben prozentuale Zuschüsse je nach Höhe der Behandlungskosten gezahlt. Allerdings waren manche höherwertige Versorgungen wie Implantate bisher nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen ausgeführt. Deshalb mussten die Patienten solche Lösungen bis auf wenige Ausnahmefälle ganz aus eigener Tasche bezahlen. Nun ändert sich die Systematik der Kostenübernahme: Seit Jahresbeginn zahlen die Kassen den so genannten befundorientierten Festzuschuss.

Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Das Prinzip dahinter lautet: Gleiche medizinische Ausgangssituation, gleicher Zuschuss. Der Teil, den die Kasse übernimmt, orientiert sich nicht mehr an den Kosten der jeweiligen Behandlung, sondern am Befund des Patienten letztlich also an dem Schaden, der behoben werden soll. Dies sind der Grad des Zerstörungszustandes eines Zahnes, der Anzahl und Lage der fehlenden Zähne und der vorliegenden Restgebisssituation der Kiefer. Das heißt beispielsweise: Soll der Zahnersatz eine Lücke von drei Zähnen im Kiefer schließen, gibt es einen festgesetzten Zuschuss für eben dieses Krankheitsbild.

Wonach richtet sich der Zuschuss und wer hat die Höhe festgelegt?

Natürlich gibt es eine Fülle verschiedener Befunde in der Zahnmedizin. Für die Festsetzung der Zuschüsse hat ein Expertengremium, der Gemeinsame Bundesausschuss, dem unter anderem Zahnärzte und Kranken- kassenvertreter angehören, die Befunde katalogisiert. Für jeden Befund wurden die durchschnittlichen Kosten einer ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung mit Zahnersatz ermittelt. Diese so genannte Regelversorgung bildet die Basis für die Berechnung der Zuschusshöhe. Außerdem bleibt weiterhin das Bonusheft wichtig: Wer regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen nachweist, kann den Zuschuss seiner Kasse erhöhen.

Was bedeutet der befundorientierte Festzuschuss für den Patienten?

Er profitiert besonders dann, wenn er Wert auf eine hochwertige Versorgung legt. Denn die Kassen zahlen die Festbeträge unabhängig davon, für welche Art des Zahnersatzes sich der Patient tatsächlich entscheidet. Fehlt ihm etwa ein Zahn, so erhält er einen bestimmten Betrag von seiner Kasse egal, ob er eine Brücke, eine herausnehmbare Lösung oder ein Implantat wählt. Damit entscheidet er selbst, welchen Eigenanteil am Zahnersatz er übernimmt bei einem Implantat muss der Patient natürlich mehr Kosten selbst beisteuern. Aber es gibt keine Art der Versorgung mehr, bei der er komplett leer ausgeht.

Pro und Contra

Jeder fehlende Zahn ein Implantat?

Zunächst einmal muss man bei dieser Frage sauber trennen zwischen den rein wirtschaftlichen und den medizinischen Erwägungen. Die reinen Kostenaspekte warfen aber eine Vielzahl weiterer Überlegungen auf, daher will ich mich leider in erster Linie auf die medizinischen Aspekte beschränken Und da ist es für mich schon ein grandioser Widerspruch in sich wenn man ausgerechnet bei einem hohen Verlust an Zähnen und entsprechend der umgehenden Hart- und Weichgewebe versucht, die therapeutische Antwort möglichst gering zu halten. Aus rein medizinischen Erwägungen scheint mir in den meisten Füllen sinnvoll, möglichst jeden fehlenden Zahn durch ein Implantat zu ersetzen. Zum einen bietet sich mir damit die Möglichkeit Einzelkronenrestaurationen zu erstellen, was schlicht der natürlichen Dentition des Patienten am besten entspricht. Zum zweiten vermeide ich so Verblockungen, was in jedem Fall zu einem besseren ästhetischen Ergebnis führt und mir zudem eine unter mechanischen und biomechanischen Aspekten optimale Ausgestaltung der Prothetik erlaubt. Bei der Verankerung auf wenigen Punkten entdecke ich teilweise schon im Modell eine abenteuerliche Kräfteverteilung, deren langfristige Folgen auf das Gewebe ich mir lieber nicht vorstellen will — fast möchte man hei einigen Versorgungen von Glück reden, wenn es die prothetische Konstruktion ist, die als erste nachgibt und frakturiert. Die Überlegung einer geringeren finanziellen Investition bei einer geringstmöglichen lmplantatzahl ist für die angestrebte langfristige Verweildauer der Versorgungen und eventuelle spätere Erweiterungen und Ergänzungen zu kurz gegriffen. Indem ich jede Lücke mit einem Implantat ersetze, beuge ich auch Knochenverlusten des Kiefers vor und halte mir für künftige Behandlungen das breiteste therapeutische Spektrum offen. lm Zweifelsfall setze ich aus prothetischer Sicht lieber ein Implantat mehr, auch wenn es primär zur Stabilisierung des Zahnersatzes nicht unbedingt erforderlich wäre — es dient mir nur dazu, die späteren prothetischen Arbeitsschritte zu erleichtern und auftretende Komplikationen besser abzupuffern.

Auch in schwer atrophen Situationen bieten sich mit Miniimplantaten, kurzen Implantaten und vorhersagbar erfolgreichen Augmentationstechniken inzwischen gute Möglichkeiten für Einzelzahn-Implantationen. Bei dem Argument, man wolle hochbetagte und gesundheitlich vorbelastete Patienten mit einer geringstmöglichen Implantatzahl schonen, frage ich mich. wie ausgerechnet diese motorisch dann sicherlich ebenfalls stark eingeschränkte Patientengruppe dann wohl mit den z.T. nur sehr aufwändig zu reinigenden prothetischen Versorgungen zurechtkommt. Und auch bei Verankerung auf wenigen Implantaten ist das Essvermögen nicht sofort uneingeschränkt wieder hergestellt.
Es wird eingedenk der Vielzahl der indikationsabhängigen prothetischen Optionen nicht möglich sein, eine verbindliche Regel zur erforderlichen Implantatzahl aufzustellen. “Geiz ist geil“ dürfte sich aber auch hier als das falsche Lebensmotto erweisen und im ungünstigen Fall sogar die Gesundheit gefährden.

Es mag einige Argumente für ‚Jeder verlorene Zahn ein Implantat geben, aber dabei muss uns klar sein, dass wir hei der immer noch hohen Investition einer Implantatbehandlung weite Bevölkerungskreise außen vorlassen und genau hier beginnt schon mein Problem. Ich kann nicht glaubwürdig behaupten, mit festsitzenden Versorgungen dem eigentlichen Standard heutiger zahnmedizinischer Kunst zu entsprechen und über die Hälfte der behandlungsbedürftigen Patienten dann fröhlich die Tür vor der Nase zuschlagen.
Der Einwand, Alternativen wie Kugelkopf-. Teleskop-. Steg- und Locatorversorgungen manifestierten eine Zweiklassen Zahnmedizin in der Implantologie ist Augenwischerei, denn die Alternative, meist eine konventionelle Teil- oder Vollprothese, wurde ich im Vergleich als das entschieden größere Übel ansehen.

Lassen wir abseits, dieser sozialen Diskussion doch die Kirche einmal im Dorf: Die Anzahl der notwendigen Implantate sollte sich nach dem angestrebten prothetischen Behandlungsziel und den vorhandenen individuellen klinischen, vor allem knöchernen Gegebenheiten richten. Dabei gelten für implantatprothetische Versorgungen kaum andere Regeln als für das konventionelle Vorgehen mit natürlichen Pfeilern grundsätzlich nicht mehr Implantate setzen, als für den Aufbau einer für den Patienten sinnvollen und zweckmäßiger Restauration notwendig sind, Dabei spielen auch die mögliche Länge der Implantate, also das vertikale Knochenangebot, und natürlich die Knochenqualität eine Rolle. Im Gegenteil, oft sind festsitzende Verankerungen auf wenigen Implantaten die einzig verbleibende Option in sonst aussichtslosen Fällen, in denen der Gesamtzustand des Patienten und seine individuellen Risiken keine invasiven chirurgischen Eingriffe gestatten würden. Mit einer stabilen Vierpunkt-Abstützung erreiche ich oft nicht nur ein deutlich verbessertes primärprothetisches Ergebnis, sondern durch die Schienung der Restbezahnung auch eine verbesserte Langzeitprognose der verbliebenen natürlichen Zähne. Die Versorgung selbst ist im Aufbau unkompliziert und im Bedarfsfall leicht erweiterbar, Ich gewinne auch Patienten für eine Implantatversorgung, die aus Angst vor einer langen und unangenehmen Behandlung sonst davor zurückschrecken würden. Im Entscheidungsdreieck Kosten-Nutzen-Risiko sieht der finanzielle Aspekt also nicht unbedingt im Vordergrund, weswegen die Disqualifizierung dieses Verfahrens als “Sozial-lmplantologie“ sachlich falsch ist, Gleichwohl ist es für mich ein weiterer Vorteil, dass ich mit diesen Techniken auch Patienten eine festsitzende Versorgung anbieten kann, die sich keine hohen fünfstelligen Beträge für eine implantatprothetische Behandlung mit vielen Einzelimplantaten erlauben können.

Manchmal kann ich übrigens nicht umhin, in der Abqualifizierung dieser Versorgungen auch das erfolgreiche PR-Handwerk der finanzstarken Implantatlobby zu sehen, die natürlich gern und grundsätzlich die größtmögliche Menge an Implantaten pro Kiefer an den Mann bringen möchte.

Praktische Implantologie und Implantatprothetik (PIP 4) 2011